Ein 100%iger Schalker

 

Der 100%ige Schalke-Fan...

  • kann sich gar nicht an die Zeit erinnern, als er noch kein Königsblauer war.
  • lebt nach der Philosophie :
    Schalke 04! Ich bin für dich geboren ! Ich hab mein Herz verloren ... an einen Fußballclub.

    Gelsenkirchen Schalke 1904, für deine Farben leben und sterben wir.
    Du bist das, was uns am Leben hält. Schalke ist das Geilste auf der ganzen Welt!“ .

  • lebt und zittert nicht nur am Samstag für 90 Minuten mit den Blauen, sondern genauso intensiv die ganze Woche über.
  • steckt Rückschläge mit bewundernswerter Hartnäckigkeit (und Routine) weg.
  • leidet nach Niederlagen maximal bis Montagnachmittag, freut sich aber nach Siegen bis zum nächsten Anpfiff.
  • identifiziert sich in der Öffentlichkeit so sehr mit seinem Verein, daß auch er in seiner persönlichen Umgebung ganz und gar mit dem Verein identifiziert wird.
  • wird deshalb auf der Arbeit, in der Kneipe, in der Familie, unter Freunden gelegentlich auch schlicht und einfach "Schalker" gerufen (oder nach seinem Lieblingsspieler).
  • muß sich aus diesem Grund auch für jede Aktion des Vereins rechtfertigen: bei Verfehlungen des Vorstandes ("Ihr sollt ja schon wieder zwanzig Millionen Schulden haben!"), Entscheidungen des Managements ("Wen habt ihr denn da gekauft?") oder sportliche Fehlleistungen ("Wie kann man gegen die bloß verlieren?"). Komisch nur, daß einen nach Siegen keiner anspricht....
  • besitzt eine Leidensfähigkeit, die in der Bundesliga unübertroffen ist. Hat drei Abstiege und insgesamt fünf Jahre zweite Liga sensationell unbeeindruckt überstanden.
  • hatte deshalb die beiden Supersaisons 1995/96 und 1996/97 sooo sehr verdient wie kein anderer!
  • hätte endlich nach dem grausamen Ende der Saison 2001 mit dem Titel " Meister der Herzen " die Salatschüssel um sooo wie jeder andere Verein!
  • nimmt alle Dinge, die mit Schalke zu tun haben, sehr ernst - und besitzt dennoch die sympathische Eigenschaft der Selbstironie, die sich in der immer wiederkehrenden Erkenntnis äußert: "Irgendwie sind wir doch alle nicht dicht!" (z.B. auf Auswärtsfahrten nach Rostock, München, Freiburg oder bei den Heimspielen im strömenden Regen in der Kurve oder auf der Gegengerade.
  • nimmt nicht nur jedes Freundschaftsspiel mit, sondern zur Krönung auch das Trainingslager im Winter, und nennt sich deshalb "Patient"!
  • hat irgendwann in der Geschichte seines Leidens nach drei Heimniederlagen in Folge geschworen: "Das war das letzte Mal!", konnte aber am nächsten Spieltag spätestens so gegen halb drei Uhr dem Kribbeln nicht widerstehen und ist natürlich doch wieder hingefahren.
  • begleitet seine Mannschaft auch zu Auswärtsspielen, von denen er selbst vorher schon "genau weiß, daß sie zu 99 Prozent verloren" gehen - weil er erstens insgeheim hofft, und zweitens lieber mit eigenen Augen die Niederlage sehen will, als gar nicht dabeigewesen zu sein.
  • ist im Zusammenhang mit Schalke schwer abergläubisch - egal, wie vernunftsgemäß er sonst an die Dinge des Lebens herangeht. Da werden die selbe Jacken, Socken, Unterhosen (darf man die zwischendurch waschen, oder geht dann der Zauber verloren?) wie beim letzten Sieg angezogen, da muß am Spieltag selbst alles so laufen wie die Woche zuvor, "weil es da ja schließlich geklappt hat!"
  • ist selbstverständlich auch eine "Sie" - und als solche die Traumfrau eines jeden männlichen Hundertprozemters.
  • holt sich nach ganz schlimmen Schlappen das Video vom 6:6 gegen Bayern oder das Video vom Elfmeterschießen in Mailand raus.
  • hat auch bei der tausendsten "Nachbetrachtung" dieses Jahrhundertspiels ein seeliges Lächeln auf den Lippen, wenn "der Olaf" dem Jean-Marie Pfaff schon wieder einen reingelegt hat.
  • wird ab sofort in solchen Fällen gleich die Kasette mit DEM 2:1 von Andi Müller hinterherschieben.
  • hat mindestens einmal in seinem Leben schon die allerletzte Mark für eine Eintrittskarte, eine Auswärtsfahrt oder ein besonders begehrtes Schalke-Utensil hergegeben.
  • hat schon mindestens dreimal Freundin, Frau, Mutter, Tante oder Oma schwer enttäuscht, weil er an deren Geburtstag "unbedingt" nach Kaiserslautern oder sonstwohin "mußte".
  • hat ungefähr eintausendzweihundertunddreiundsechzig Geschichten und Anekdoten rund um Schalke auf Lager, die aber alle gleich beginnen: "Weisse noch, als...!?"
  • ist vor allem felsenfest davon überzeugt, daß er und sonst niemand der "hundertprozentigste" aller Schalker ist.

(teilweise aus "Ein Traum in Königsblau" von Jörg Seveneick, Thomas Spiegel, Klartext-Verlag, 1996) zitiert


Dem ist nichts aber auch gar nichts hinzuzufügen. Recht hatter!